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12. Narbensymposium

„Die Haut ist ein sehr komplexes Organ und es gilt, bei Verbrennungen, Trauma oder nach operativen Eingriffen die bestmögliche Therapie für die Patientinnen und Patienten zu finden“, erklärten Dr. med. Bernd Hartmann, Priv.-Doz. Dr. med. Ingo Königs und Univ.-Prof. Dr. med. Frank Siemers, wissenschaftliche Leitung des 12. Narbensymposiums, welches am 11. Oktober in Hamburg stattfand.

Mehr als 200 internationale Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen am zweiten Oktoberwochenende zusammen, um sich über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen in der Narbentherapie auszutauschen.

Ein besonderer Fokus lag auf der Behandlung von Kindern, deren Versorgung oft spezifische Anforderungen mit sich bringt. In interaktiven Workshops erhielten die Teilnehmenden wertvolle Einblicke in die kindgerechte Kompressionstherapie und Schienenversorgung sowie die Möglichkeit, sich direkt mit erfahrenen Expertinnen und Experten austauschen.

 

I. Narbenbildung bei Verbrennungen, Trauma und deren operative Verfahren

Den Auftakt der Vortragsreihe gestaltete PD Dr. Königs mit einem Überblick zur Akutversorgung kindlicher Verbrennungen und Verbrühungen. Dabei betonte er die besondere Sensibilität, die bei der Behandlung junger Patientinnen und Patienten erforderlich sei: Neben einer state-of-the-art-Therapie ist auch ein kindgerechtes Vorgehen entscheidend, um Traumatisierungen durch schmerzhafte Wundbehandlungen zu vermeiden. Dr. med. Michael Kaun knüpfte daran an und beleuchtete die Wundversorgung bei Erwachsenen. Auch hier bestimmten Ursache, Lokalisation sowie das Ausmaß der Verbrennung die Wahl der Primärtherapie – wobei die Ursachen der Verletzung bei Erwachsenen häufig andere seien als bei Kindern. Dass Narben nicht nur Folge von Verbrennungen oder Unfällen seien, zeigte der Handchirurg Max Mann auf. „Ich mache Narben“, erklärte er und verwies auf die chirurgische Behandlung angeborener Handfehlbildungen. Gerade bei Kindern müsse die Platzierung der Narbe mit Blick auf das Wachstum sorgfältig geplant werden, um funktionelle und ästhetische Einschränkungen zu vermeiden.

Auch in der Brustchirurgie spiele die Wahl der Technik eine entscheidende Rolle für den späteren Narbenverlauf. Prof. Dr. med. C. Can Cedidi unterstrich, dass die Operationsmethode bei Brustverkleinerungen individuell auf die Patientinnen abgestimmt werden müssten.

Dr. med. Wera Wendenburg gab einen eindrucksvollen Einblick in die Arbeit mit schwerstbrandverletzten Kindern. Sie sprach über die medizinischen und ethischen Herausforderungen, denen sich das Behandlungsteam täglich stelle – insbesondere in der Akutphase und der langfristigen Nachsorge.

Internationale Perspektiven ergänzten die Vortragsreihe: Dr. med. Lesia Strilka, berichtete über die komplexen Bedingungen beim Aufbau eines Brandverletztenzentrums für Kinder in Kyiiw, Ukraine. Rosemarijn van Meijeren-Hoogendoorn aus den Niederlanden stellte eine Studie vor, in der innovative Verfahren wie Kryotherapie, Microneedling/Microreleasing und intraläsionale Kortikosteroidinjektionen kombiniert werden, um die Narbenstruktur gezielt zu verbessern.

 

II. Narbentherapie

Der zweite Themenblock des Symposiums widmete sich der Narbentherapie, welchen Dr. Hartmann mit einem klaren Appell an die interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit einleitete: Nur durch das Zusammenspiel verschiedener Fachbereiche könne den Betroffenen eine ganzheitliche und wirksame Behandlung ermöglicht werden.

Dr. med. Mechthild Sinnig stellte die konservative Therapie bei Kindern in den Mittelpunkt. Ihrer Erfahrung nach sollte die Behandlung stets multimodal beginnen – Silikonauflagen, Kompression und gezielte Narbenmassage seien hier wichtige Bausteine. Geduld und Zeit seien dabei die entscheidenden Faktoren für den Therapieerfolg.

Diese Einschätzung teilte auch Dr. med. Carsten Krohn, der ergänzte, dass in bestimmten Fällen ein chirurgischer Eingriff unumgänglich sei, besonders wenn Narbenspannungen und -züge zu Bewegungseinschränkungen führen, denn: „Nur entspannte Narben sind glückliche Narben.“

Univ.-Prof. Dr. med. Anja Boos bestätigte, dass dieser Ansatz auch bei erwachsenen Patientinnen und Patienten gelte. Die chirurgische Narbenbehandlung sei nur ein kleiner Teil der multimodalen Therapie und komme insbesondere dann zum Einsatz, wenn spannungsauflösende Operationen notwendig seien.

Dr. med. C. Bettina Rümmelein präsentierte ergänzend moderne Lasertherapien als alternative Behandlungsmethode. Diese seien nicht nur schmerzarm und schnell durchführbar, sondern könnten auch nach abgeschlossener Narbenheilung zur Verbesserung des Hautbildes beitragen.

Einen technischen Innovationsschub brachte Orthopädietechnikmeister Simon Butendeich: Er zeigte, wie mithilfe neuester 3D-Druckverfahren individuelle Silikonformen für die Narbentherapie hergestellt werden können.

Den Abschluss des Themenblocks gestaltete Peter Moortgat aus Belgien mit der Vorstellung des patientenorientierten Nachsorgekonzepts „Oscare“.

 

III. Rehabilitation bei Kindern und Erwachsenen

Dr. med. Julian Trah betonte, dass Reha ein essenzieller Bestandteil des Genesungsprozesses sein könne. Sie biete nicht nur medizinische Unterstützung, sondern auch psychosoziale Begleitung für Betroffene und deren Familien. Physiotherapeut Marcus Neupert ergänzte, dass Bewegungstherapie, z. B. während eines Reha-Aufenthaltes, gezielt zur Verbesserung der Narbenkonsistenz und Beweglichkeit beitrage – ein Ansatz, der sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen Anwendung finde.

Die Rehabilitationsphase sei auch ein Moment der Vernetzung: Rehazentren arbeiteten eng mit Organisationen wie dem Paulinchen e.V. zusammen. Susanne Falk, Vorstandsvorsitzende des Vereins, stellte die Arbeit von Paulinchen vor – einer zentralen Anlaufstelle für Familien mit brandverletzten Kindern. Der Verein begleite Betroffene und deren Familie in allen Phasen nach dem Unfall und biete neben Beratung auch emotionale Unterstützung sowie Hilfe bei der Alltagsbewältigung.

Als langjähriger Partner in der Versorgung von Narbenpatientinnen und -patienten freute sich die Julius Zorn GmbH im Rahmen des Symposiums eine Spende an den Paulinchen e.V. übergeben zu können.

Zum Abschluss dankte die wissenschaftliche Leitung allen Teilnehmenden für den intensiven Austausch und die wertvollen Impulse. Mit einem Ausblick auf das kommende Jahr wurde das 13. Narbensymposium für Herbst 2026 in Bochum angekündigt – erneut mit dem Ziel, interdisziplinäre Expertise zu bündeln und die Narbentherapie gemeinsam weiterzuentwickeln.

Julius Zorn GmbH

Juzo mit Hauptsitz im bayerischen Aichach wurde 1912 in Zeulenroda (Thüringen) gegründet und beschäftigt weltweit über 1.100 Mitarbeitenden. Mit der Schwesterfirma in den USA und den verschiedenen Tochterfirmen und Vertriebsorganisationen in Europa und Kanada bedient der Hersteller medizinischer Hilfsmittel einen internationalen Markt. Als Spezialist mit über 100 Jahren Erfahrung in der Kompressionstherapie hat Juzo es sich zur Aufgabe gemacht die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu verbessern und Beschwerden nachhaltig zu lindern. Dafür produziert das Unternehmen innovative Produkte – größtenteils „Made in Germany“ – aus den Bereichen Phlebologie, Lymphologie, Narbenmanagement und Orthopädie wie Kompressionsversorgungen in Rund- und Flachstrick sowie Bandagen und Orthesen. Neben den Produkten der Fachhandels-Marke Juzo gibt es die Juzo Akademie mit Fortbildungen für den medizinischen Fachhandel, die Marke sportomedix mit hochfunktionellen Produkten für ambitionierte Sportlerinnen und Sportler und die Marke EquiCrown mit medizinischen Kompressionsbandagen für Pferde. Mit Hightech, Handarbeit und Herzblut arbeiten die Mitarbeitenden bei Juzo an innovativen und individuellen Lösungen für mehr Lebensfreude in Bewegung. Weitere Infos unter juzo.de

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